Antonia

Alpine Ski-WM in Courchevel/Meribel

Herren-Slalom

  • Titel an Kristoffersen (NOR) nach toller Aufholjagd
  • Ginnis holt mit Silber erste Medaille für Griechenland
  • Schwarz 6., Feller nach Halbzeitführung 7.
  • ÖSV erstmals seit 1987 ohne Gold bei Alpin-WM
  • Österreich mit 7 Medaillen 8. im Medaillenspiegel
APA/AFP
Max Frey

Die Flops der 47. Alpin-WM in Méribel/Courchevel 


TERMINHATZ: 
13 Rennen binnen 14 Tagen und ein unschöner Gipfel: Dass die für alle Teilnehmer verpflichtende Qualifikation für den Einzel-Parallelbewerb noch spätabends nach der Medaillenentscheidung im Teambewerb stattfand, sorgte für Stirnrunzeln und Kopfschütteln. Die FIS wird entscheiden, ob das Programm 2025 in Saalbach-Hinterglemm so vollgepackt bleibt. Dem ÖSV und dem Pinzgauer Veranstalter schwebt eine Reduzierung auf elf Rennen samt Streichung der Parallelbewerbe vor.

WM-FLAIR IM ORT: 
Das WM-Flair in den Ortszentren konnte mit der Stimmung bei den Rennen nicht mithalten. Als Folge der Zwei-Orte-Bewerbung gab es nirgendwo einen echten Kern. Zwischen Méribel, Courchevel und Städten im Tal mussten auf engen Straßen mit einem leidlich funktionierenden Shuttle-System lange Wege zurückgelegt werden. Ein Party-Hotspot in Méribel war lediglich das House of Switzerland, das auch Österreich mehrere Male "Asyl" bot.
Zu wenig Flair abseits der Zielstadien
Zu wenig Flair abseits der Zielstadien. APA/Gindl
SPEED-MÄNNER: 
Erstmals seit Schladming 2013 reisten Österreichs Speed-Männer wieder ohne Medaillen von einer WM ab. Vincent Kriechmayr fand auf der "Eclipse" nicht zur Gala-Form wie vor zwei Jahren in Cortina, Daniel Hemetsberger konnte nicht wie von vielen erhofft in die Bresche springen.

TECHNIK-FRAUEN: 
Katharina Huber Elfte im Slalom und Franziska Gritsch Zwölfte im Riesentorlauf - das war die jeweils beste Platzierung für Österreichs Technikerinnen und spiegelte die Saisonleistungen wider. Katharina Liensberger ist aktuell ein Schatten ihrer selbst, auch Katharina Truppe erscheint als ratlos Suchende. 
Katharina Liensberger fand nicht zu ihrer Form zurück
Katharina Liensberger fand nicht zu ihrer Form zurück. APA/EXPA/JOHANN GRODER
Max Frey

Die Tops der 47. Alpin-WM in Méribel/Courchevel 


SCHWARZ: 
Für ÖSV-Chefcoach Marko Pfeifer ist Marco Schwarz der Hättiwaritäti-Superstar dieser WM. In der Tat wäre für den Kärntner Alleskönner mehr möglich gewesen. Silber in der Kombination und Bronze im Riesentorlauf ist dennoch eine starke Bilanz, in der Abfahrt war Schwarz mit nur einem Weltcup-Rennen als Erfahrungswert als Vierter bester Österreicher. Dazu kam jeweils Rang sechs im Super-G und Slalom.

SCHWEIZ: 
Mit der programmierten Goldmedaille im Riesentorlauf und der heiß begehrten in der Abfahrt fettete Marco Odermatt sein Erfolgskonto auf. In der Frauen-Abfahrt schlug Jasmine Flury zu. Damit gingen erstmals seit Crans-Montana 1987 und Maria Walliser sowie Peter Müller beide Goldenen in der Königsdisziplin an die Eidgenossen. Dazu kamen drei Silber- und eine Bronzemedaille.

TEAM NORWEGEN: 
Heia Norge! Die Skandinavier präsentierten sich bei beiden Geschlechtern und nahezu allen Disziplinen schnell. Über Gold jubelte im Parallelbewerb Maria Therese Tviberg sowie im Slalom Henrik Kristoffersen. Speed-Star Aleksander Aamodt Kilde fuhr Doppel-Silber in Abfahrt und Super-G ein, Silber im Teambewerb sowie vier Bronzemedaillen zeugen vom kollektiv schnellen Schwung, der auch im ÖSV als Vorbild gesehen wird.

DIE HAASERS: 
Ricarda Haaser und Raphael Haaser waren aus österreichischer Sicht die Überraschungen der ersten WM-Tage. Dass sich das Geschwister-Paar aus Tirol jeweils in der Kombination die Bronzemedaille schnappt, war im Vorfeld nicht erwartet worden. Für Ricarda endete die Veranstaltung mit einer Knieverletzung im Riesentorlauf freilich mit einer schmerzlichen Note.
Ricarda Haaser: Die Hälfte eines erfolgreichen Geschwister-Paares
Ricarda Haaser: Die Hälfte eines erfolgreichen Geschwister-Paares. APA/Gindl
RENN-STIMMUNG: 
In den kleinen, aber feinen Zielstadien kam Stimmung besonders dann auf, wenn sich Franzosen oder Französinnen talwärts schwangen. Praktisch alle Rennen waren ausverkauft oder nahezu mit der Maximalkapazität belegt. "Auswärtsfans" kamen in großer Zahl vor allem aus der Schweiz, gefolgt von Österreich.

ITALIENS FRAUEN: 
Obwohl der Krebstod der früheren Abfahrerin Elena Fanchini einen traurigen Schatten warf, räumten die Italienerinnen groß ab. Allen voran Federica Brignone mit Gold in der Kombination und Silber im Riesentorlauf. Marta Bassino setzte sich im Super-G die Krone auf. Da war es sogar verschmerzbar, dass Speed-Queen Sofia Goggia überraschend ohne Medaille blieb.

PINTURAULT: Der Hausherr spielte den Heimvorteil aus. Alexis Pinturault fuhr sich schon am zweiten Tag mit Kombi-Gold den Druck von der Seele und legte mit Bronze im Super-G noch nach. Allein dem bald 32-Jährigen ist es zu verdanken, dass die Bilanz der Gastgeber-Nation nicht desaströs ausfällt. Bleibt die Frage, wie lange Pinturault der großen Bühne nach diesem Höhepunkt noch erhalten bleibt.

RASCHNER UND DER RICHTIGE RIECHER: 
Österreichs Trainer machten mit der Nominierung von Dominik Raschner alles richtig. Der Parallel-Spezialist aus Tirol zahlte das Vertrauen mit Silber bei seinem einzigen Einsatz in der Paradedisziplin zurück und präsentierte sich auch im Teambewerb stark.

WETTERGLÜCK: 
Strahlend blauer Himmel besorgte die perfekte Tourismus-Werbung für die Hochpreis-Region. Das Kaiserwetter in Dauerschleife hat aber auch Schattenseiten: In zwei Wochen fiel kein einziges Schneeflöckchen vom Himmel, abseits der Pisten dominierte recht schnell die Farbe braun.

TEAM KANADA: 
Sensationell holte sich Laurence St-Germain im Slalom die Goldmedaille, James Crawford war im Super-G nicht zu biegen. Cameron Alexander jubelte über Abfahrts-Bronze, Rang drei fuhr auch die Mannschaft im Parallelbewerb ein. Zwei Goldene bei einer WM für die Ahornblätter gab es zuletzt 1968 in Grenoble durch Nancy Greene.

DER GRIECHE: 
AJ Ginnis gewann mit Silber im Slalom die erste Medaille für Griechenland überhaupt und rundete damit eine WM mit vielen Überraschungen ab. 
Ginnis war der finale Sensationsmann der WM
Ginnis war der finale Sensationsmann der WM. APA/EXPA/JOHANN GRODER
Max Frey
Es tut schon schiach, wenn man einen Siebener im Ziel sieht. Das muss man erst einmal verarbeiten. 

Henrik hat das mit deutlich besserer Piste und Sicht gnadenlos ausgenutzt.
Manuel Feller
APA/EXPA/JOHANN GRODER
Max Frey
Ich habe gewusst, das ist was für mich.
Weltmeister Henrik Kristoffersen zum 2. Lauf
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Max Frey

ÖSV-Präsidentin Stadlober auch ohne Gold nicht unzufrieden

Wir zählen ja amerikanisch, also die Anzahl der Medaillen. Da haben wir einige, aber es fehlt natürlich Gold. 
APA/Gindl
Max Frey

Schweizer Insert ohne Österreich

Das Schweizer TV lässt Österreich in seinem Insert zur Medaillenbilanz gleich unerwähnt. Absicht oder war von Anfang an nur das Einblenden der besten Fünf geplant?
Max Frey

Die ersten zynischen Tweets angesichts des Medaillenspiegels sind schon da

Max Frey

Rennen nun auch offiziell zu Ende

Nun ist der WM-Slalom - und mit ihm die gesamte WM - auch offiziell zu Ende gegangen. Alle 60 zum 2. Durchgang angetretenen Skifahrer haben den Bewerb beendet, wovon sieben das Ziel wegen eines Ausfalls nicht erreicht haben.

Wenn wir schon in Frankreich sind, wo im Radsport der Letztplatzierte der Tour de France symbolisch die Rote Laterne erhält, so wollen wir heute auch den "Laternenträger" dieses Slaloms nicht unerwähnt lassen: Es handelt sich Jakov Dobreski aus Nordmazedonien, der als einer von zwei Läufern eine Gesamtzeit von über 2 Minuten verzeichnete und mit insgesamt 22,06 Sekunden Rückstand auf den Weltmeister den 53. Platz belegte.
APA/AFP
Max Frey

Kristoffersen im 2. Lauf der Beste

Die Laufbestzeit im 2. Durchgang sicherte dem Norweger die Goldmedaille. Die mit frühen Startnummern im 2. Lauf angetretenen Zubcic und Kastlunger kamen ihm zeitmäßig zwar nahe, die im 1. Lauf ganz vorne Platzierten verloren aber mindestens eine knappe Sekunde (Ginnis) auf ihn, eher aber mehr als eine Sekunde.

2. Lauf:
  1. Henrik Kristoffersen (NOR) 51,66
 2. Filip Zubcic (CRO)             +0,23
 3. Tobias Kastlunger (ITA)     +0,29

 8. Adrian Pertl (AUT)          +0,82
9. Marco Schwarz (AUT)      +0,85
  . Alex Vinatzer (ITA)            +0,85

12. AJ Ginnis (GRE)               +0,98

21. Manuel Feller (AUT)        +1,58
24. Fabio Gstrein (AUT)        +1,64


Max Frey

Endstand der besten 20


 1. Henrik Kristoffersen (NOR)       1:39,50      
 2. AJ Ginnis (GRE)                       +0,20 
 3. Alex Vinatzer (ITA)                   +0,38 
 4. Clement Noel (FRA)                 +0,41 
 5. Sebastian Holzmann (GER)      +0,62 
 6. Marco Schwarz (AUT)            +0,65 
  7. Manuel Feller (AUT)              +0,67  
  . Lucas Braathen (NOR)              +0,67
 9. Ramon Zenhäusern (SUI)          +0,69
  . Linus Straßer (GER)                  +0,69
11. Filip Zubcic (CRO)                    +0,73 
12. Adrian Pertl (AUT)                +0,74  
13. David Ryding (GBR)                 +0,82 
14. Marc Rochat (SUI)                   +0,88 
15. Tobias Kastlunger (ITA)           +1,03 
16. Fabio Gstrein (AUT)              +1,29 
17. Timon Haugan (NOR)               +1,31  
18. Stefano Gross (ITA)                 +1,33  
19. Sebastian Foss-Solevaag/NOR +1,36  
20. Alexis Pinturault (FRA)            +1,40 

Max Frey

Braathen mit den "schönsten Schuhen"

Medaille ist sich für den nach einer Blinddarm-OP rekonvaleszenten Lucas Braathen heute keine ausgegangen, der Norweger teilt sich mit Halbzeit-Leader Manuel Feller den 7. Rang.

In einer inoffiziellen Wertung, wer abseits der Piste die schönsten Schuhe trägt, sollte Braathen jedoch mit seinem zarten Pinkton unangefochtener Sieger sein.
Max Frey

Medaillenspiegel an SUI, Rang 8 für AUT


Gerade noch vor Griechenland - das könnte man bösartig zu Österreichs finaler Platzierung im WM-Medaillenspiegel sagen. Hätte AJ Ginnis heute Gold statt Silber geholt, wäre Griechenland aufgrund Österreichs fehlender Goldenen sogar vor der Alpenrepublik gelandet.

Andererseits fällt auf: Ins ÖSV-Lager wanderten gleich viele Medaillen wie in jenes der erfolgreichsten Nation, der Schweiz. Die Eidgenossen haben sich ihre 7 Medaillen jedoch mit je dreimal Gold und Silber sowie einer Bronzenen besser eingeteilt. Die meisten Medaillen überhaupt hat Norwegen geholt, den "Elchen" fehlt aber ein Titel gegenüber den Schweizern. 

 1. Schweiz             3 G       3 S       1 B      7 gesamt
 2. Norwegen         2           3          4        9
 3. USA                  2           2          0        4
 4. Italien               2           1           1        4
 5. Kanada             2           0          2        4
 6. Frankreich         1           0           1        2
  . Deutschland       1           0          1        2
 8. ÖSTERREICH     0           3          4       7
 9. Griechenland     0           1          0       1
Max Frey

Österreich in Endabrechnung mit 7 Medaillen

Insgesamt haben bei dieser WM in Courchevel/Meribel für Österreich sieben Medaillen herausgeschaut, und zwar drei Silberne und vier Bronzene. Das ist besser als die von ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober geäußerte Zielvorgabe (4 bis 6 Medaillen), der große Schatten über dieser Bilanz ist aber der fehlende WM-Titel.

Das letzte Mal ohne Goldmedaille war Österreich 1987 in Crans Montana geblieben, damals verzeichnete man eine absolute Krisensaison. Mit ebenfalls drei Silbernen und einer Bronzene hinkt die damalige WM-Bilanz um drei Bronzemedaillen hinter der diesjährigen zurück.
Max Frey

Sensationelles Gold an Kristoffersen, sensationelles Silber an Ginnis

Während Österreich heute medaillenlos und insgesamt bei dieser WM ohne Goldmedaille gewinnt, gilt es heute zwei sensationelle Medaillengewinner zu feiern.

Der WM-Titel geht an Henrik Kristoffersen, was für sich alleine keine Überraschung wäre. Der 16. Rang nach dem ersten Durchgang, nach welchem dem Norweger der Zorn über die missglückte Fahrt deutlich anzusehen war, macht seinen heutigen Sieg mit überragender Laufbestzeit im 2. Durchgang aber zu einer großen Sensation.
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Noch sensationeller ist aber der Gewinner der Silbermedaille: AJ Ginnis aus Griechenland behielt die Nerven und hielt seinen 2. Rang vom 1. Durchgang. Nur 2 Zehntel fehlten ihm am Ende auf Kristoffersen, doch seine Silberne strahlt für ihn sowie für sein Heimatland mit Sicherheit wie Gold!
APA/Gindl
Nicht unterschlagen werden soll der Gewinner der Bronzemedaille: Der Südtiroler Alex Vinatzer holte 38 Hundertstel hinter dem neuen Weltmeister noch einmal Edelmetall für Italien.