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Erdogan gewinnt Präsidentenwahl in der Türkei

Der seit 20 Jahren regierende türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan steht vor einer weiteren fünfjährigen Amtszeit. Laut vorläufigem Endergebnis siegte der 69-Jährige in der Stichwahl um das Präsidentenamt. Laut staatlicher Wahlkommission lag Erdogan mit 52,1 Prozent deutlich vor seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu, der 47,9 Prozent erreichte. Erdogan erklärte in Istanbul vor jubelnden Anhängern, er sehe das Ergebnis als Auftrag für eine Fortsetzung seiner Präsidentschaft.

Auch die in Österreich lebenden türkischen Staatsbürger stimmten mit großer Mehrheit für Erdogan. Fast 74 Prozent gaben ihm nach vorläufigen Zahlen ihre Stimme. 
Redaktion - pin

Erdogan tritt drittes Jahrzehnt seiner Herrschaft an

Es war zwar nicht ganz so leicht wie sonst - doch er hat es tatsächlich wieder geschafft: Nach seinem knappen Sieg in der historischen Stichwahl wirkt Recep Tayyip Erdogan sichtlich erschöpft. Der Wahlkampf gegen seinen sozialdemokratischen Rivalen Kemal Kilicdaroglu wurde mit harten Bandagen geführt, nun aber ruft der Staatschef in seiner Ansprache vor dem Präsidentenpalast in Ankara die Türkei zur "Einheit und Solidarität" auf.

Viele von Erdogans Gegnern fürchten allerdings, dass der islamisch-konservative Präsident seinen autoritären Kurs weiter verschärfen - und so die Spaltung des Landes vertiefen könnte. Während viele Türkinnen und Türken mit Hupkonzerten und Autokorsos feiern, sind andere resigniert. "Ich habe keine Hoffnung mehr, ich werde so schnell wie möglich ins Ausland gehen", sagt etwa der 20-jährige Ingenieurstudent Kerem.
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Erdogan regiert die Türkei seit 2003 als Ministerpräsident, seit 2014 als Präsident. Seit Republikgründer Atatürk hat niemand das Land so sehr geprägt wie er: Erdogan trieb gigantische Infrastrukturprojekte voran, verabschiedete sich vom strengen Laizismus und wandte sich außenpolitisch zunehmend vom Westen ab und Asien und Russland zu.

Doch nur seine Gegner im eigenen Land, sondern auch westliche Länder werfen dem türkischen Staatschef vor, in einen Autoritarismus abgeglitten zu sein. Hunderte Regierungskritiker sitzen in den Gefängnissen. 2017 führte Erdogan durch eine Verfassungsänderung das Präsidialsystem ein und weitete damit seine Befugnisse aus.

Für seine Unterstützer hingegen bleibt Erdogan - trotz der aktuell hohen Inflation und anderer Wirtschaftsprobleme - der Mann, der der Türkei über Jahre hinweg ein "Wirtschaftswunder" beschert hatte. Weder ein Gefängnisaufenthalt, Massendemonstrationen noch ein Putschversuch konnten den Siegeszug des "Reis" - des "Chefs", wie ihn seine Anhänger nennen - aufhalten.
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Dass er sich einen Palast mit 1.000 Zimmern in Ankara bauen ließ, hält Erdogan nicht davon ab, sich als "Mann des Volkes" zu präsentieren. Der 69-Jährige ist frommer Muslim und verkörpert traditionelle Familienwerte, er ist verheiratet und hat vier Kinder. Der hochgewachsene Mann versteht es zudem, die Menschen durch emotionale Reden mitzureißen, in denen er nicht selten nationalistische Gedichte oder Koranverse rezitiert.

Auch auf der außenpolitischen Bühne demonstriert Erdogan Einfluss und Stärke - etwa als Vermittler im Ukraine-Krieg, der sowohl zu Russland als auch zur Ukraine gute Beziehungen pflegt, oder durch seine Blockade von Schwedens NATO-Beitritt.
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Erdogan wurde im armen Istanbuler Hafenviertel Kasimpasa geboren und strebte zunächst eine Karriere als Fußballer an, bevor er in die Politik ging. 1994 wurde er Bürgermeister seiner Heimatstadt. Vier Jahre später musste er kurzzeitig ins Gefängnis, weil er bei einem Auftritt ein religiöses Gedicht rezitiert hatte. Die von ihm mitbegründete islamisch-konservative Partei AKP gewann 2002 die Parlamentswahl, im Jahr darauf wurde er Ministerpräsident.

Anfangs war Erdogan für den Westen als Reformer ein Hoffnungsträger. Spätestens seit er aber 2013 regierungsfeindliche Demonstrationen brutal niederschlagen ließ, steht er im Westen stark in der Kritik. Drei Jahre später, in der Nacht zum 16. Juli 2016, folgte die wohl größte Bewährungsprobe für Erdogan: ein Putschversuch von Militärs. Aus dem Urlaub rief Erdogan "sein Volk" zur Hilfe - und erklärte am Morgen danach den Aufstand für gescheitert.

   Der Präsident beschuldigte seinen ehemaligen Verbündeten, den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen, hinter dem Putschversuch zu stehen, und ließ zahlreiche "Gülenisten" und Oppositionelle festnehmen. Unerbittlich geht er seither gegen alle Gegner vor. Auch Medien, Justiz, Armee und Polizei wurden umgebaut und auf Erdogan ausgerichtet. Seine Wiederwahl könnte nun bedeuten, dass der "Reis" seine Macht weiter zementiert. 
Redaktion - ral

Türkischer Rapper hat nach Sieg Erdogans "genug von meinem Land"

Nach dem Wahlsieg von Präsident Erdogan will der in Deutschland lebende beliebte Rapper Ezhel vorerst nicht in die Türkei zurückkehren. "Ich habe genug von meinem Land. Auch wenn ich mein Leben lang nicht kommen kann, werdet ihr immer in meinen Gedanken und in meinem Herzen sein", schrieb er in einem Beitrag auf Instagram an seine Fans gerichtet. Für viele sei er nicht mehr als ein "Terrorist mit Ankara-Tattoo im Gesicht", sagte er.

Er richtete tröstende Worte an seine Fans und riet ihnen, sich auf sich selbst zu konzentrieren und sich weiterzuentwickeln. "Im Moment könnt ihr euch nur selbst retten", schrieb er. "Auch ich muss mich an das Land, in dem ich lebe, und die Welt anpassen, doch ab einem bestimmten Alter ist das nicht einfach." Es bleibe keine andere Wahl. "Es ist, wie bei Null anzufangen." Er sorge sich um die Zukunft der Jugend in der Türkei. "Ich wünschte ich könnte für eure Träume kämpfen. Gebt niemals auf."
Redaktion - ral

Istanbuler Börse steigt nach Erdogan-Wahlsieg

Die Anleger in der Türkei haben am Montag die Gewissheit über die künftige Regierung begrüßt. Nachdem der amtierende Präsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag die Stichwahl gegen Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu (74) für sich entschieden hatte, ging es an der Börse in Istanbul nach oben. Der Leitindex BIST 30 stieg um 4,4 Prozent auf 5269,87 Punkte - und damit auf das höchste Niveau seit den Tagen vor der ersten Wahlrunde.
Redaktion - ral

Feiernde Erdogan-Fans auf der Straße

In Wien wurde die Wiederwahl Erdogans von dessen Fans am Sonntagabend lautstark gefeiert.
Auch in Deutschland formierten sich am Sonntag noch viele Erdogan-Anhänger.
In Dortmund gerieten einige feiernde Unterstützer des wiedergewählten türkischen Präsidenten mit der Polizei aneinander. Es habe Strafanzeigen, Ordnungswidrigkeiten, Verwarngelder und 82 Platzverweise gegeben, teilte die Polizei am Montag mit. Ein Teilnehmer eines Autokorsos habe einen Polizisten angegriffen, woraufhin der Beamte seinen Schlagstock eingesetzt habe. Außerdem stellten Einsatzkräfte bei den Feiernden illegale Pyrotechnik sicher. Mehrere Straßen und Plätze in der Innenstadt seien zeitweise durch Autokorsos und feiernde Menschen blockiert gewesen. Zahlreiche Bürger hätten sich über den Lärm beschwert.
Redaktion - ral

Weitere Gratulationen an Erdogan

Der britische Premierminister Rishi Sunak hat Recep Tayyip Erdogan zu dessen Sieg bei der Präsidentenwahl in der Türkei gratuliert. "Ich freue mich darauf, die starke Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern fortzusetzen, vom Ausbau des Handels bis zur Bewältigung von Bedrohungen der Sicherheit als Nato-Verbündete", schrieb Sunak am späten Sonntagabend auf Twitter.
Auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte Erdogan: "Angesichts der besonders engen menschlichen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen unseren Ländern kommt dem deutsch-türkischen Verhältnis ganz besondere Bedeutung zu", schrieb Steinmeier am Montag in Berlin.
Redaktion - mhi

Bundeskanzler Nehammer freut sich auf die weitere Zusammenarbeit

Redaktion - mhi
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass eine enge Partnerschaft wichtig ist, eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU allerdings niemand mehr will - weder die Türkei noch die EU.
Der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, sprach sich dafür aus, den EU-Beitrittsprozess mit der Türkei zu beenden.
Redaktion - mhi

Erdogan sprach von Sieg der Demokratie

Bei einer Rede vor dem Präsidentenpalast in Ankara hat Recep Tayyip  Erdogan von einem Sieg der Demokratie gesprochen, bei dem niemand verloren habe. Der Opposition warf er ein weiteres Mal Verbindungen zum Terrorismus vor, gegen den er nun verschärft vorgehen wolle. Ausländischen Medien warf Erdogan Stimmungsmache vor. Deutsche, französische und englische Zeitungen hätten versucht, ihn zu "stürzen", es aber nicht geschafft, sagte Erdogan.

Sein unterlegener Herausforderer Kemal Kilicdaroglu zeigte sich "traurig" über die Folgen von Erdogans Sieg für die Zukunft der Türkei. Die Wahl sei die unfairste seit Jahren gewesen, erklärte Kilicdaroglu.
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Redaktion - mhi

Bundespräsident Van der Bellen gratuliert Erdogan

Redaktion - mhi

In Österreich lebende Türken stimmten klar für Erdogan

Die in Österreich lebenden türkischen Staatsbürger haben auch bei der Stichwahl mit großer Mehrheit für Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan gestimmt. Fast 74 Prozent der wahlberechtigten Türkinnen und Türken in Österreich gaben ihm nach vorläufigen Zahlen der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu ihre Stimme. Damit schnitt Erdogan in Österreich erneut deutlich besser ab als insgesamt. In Wien wurde die Wiederwahl Erdogans von dessen Fans am Sonntagabend lautstark gefeiert.

Die Wahlbeteiligung hatte in der zweiten Wahlrunde in Österreich mit 57,6 Prozent ein Rekordniveau erreicht. Rund 108.000 türkische Staatsbürger waren hierzulande wahlberechtigt. Abgestimmt werden konnten in Wien, Salzburg, Bregenz, Linz, Graz und Innsbruck.
APA/Manhart
simon l

EU-Spitzenpolitiker gratulieren Erdogan

EU-Spitzenpolitiker haben dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Wiederwahl gratuliert. "Ich freue mich darauf, die EU-Türkei-Beziehung weiter auszubauen", schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Sonntagabend auf Twitter. Es sei sowohl für die EU als auch für die Türkei von strategischer Bedeutung, "diese Beziehungen zum Wohle unserer Völker voranzutreiben".
Ich freue mich darauf, die EU-Türkei-Beziehung weiter auszubauen.
Ursula von der Leyen
Auch EU-Ratspräsident Charles Michel sprach Erdogan seine Glückwünsche aus. "Ich freue mich darauf, wieder mit Ihnen zusammenzuarbeiten, um die EU-Türkei-Beziehungen in den kommenden Jahren zu vertiefen", schrieb er auf Twitter.
simon l

Erdogan auch in Österreich vorne

In Österreich zeichnet sich den vorläufigen Zahlen der Staatsagentur Anadolu zufolge ein deutlicher Sieg Erdogans ab - nach Auszählung von rund 57 Prozent der abgegebenen Stimmen votierten knapp 74 Prozent der hier lebenden Türken für Erdogan.
simon l
simon l

Erdogan gewinnt laut Wahlrat

Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan hat die Präsidentenstichwahl gewonnen. Erdogan sei zum 13. Präsidenten der Türkei gewählt worden, sagte der Chef der Wahlbehörde Ahmet Yener in Ankara.