Erdogan wurde im armen Istanbuler Hafenviertel Kasimpasa geboren und strebte zunächst eine Karriere als Fußballer an, bevor er in die Politik ging. 1994 wurde er Bürgermeister seiner Heimatstadt. Vier Jahre später musste er kurzzeitig ins Gefängnis, weil er bei einem Auftritt ein religiöses Gedicht rezitiert hatte. Die von ihm mitbegründete islamisch-konservative Partei AKP gewann 2002 die Parlamentswahl, im Jahr darauf wurde er Ministerpräsident.
Anfangs war Erdogan für den Westen als Reformer ein Hoffnungsträger. Spätestens seit er aber 2013 regierungsfeindliche Demonstrationen brutal niederschlagen ließ, steht er im Westen stark in der Kritik. Drei Jahre später, in der Nacht zum 16. Juli 2016, folgte die wohl größte Bewährungsprobe für Erdogan: ein Putschversuch von Militärs. Aus dem Urlaub rief Erdogan "sein Volk" zur Hilfe - und erklärte am Morgen danach den Aufstand für gescheitert.
Der Präsident beschuldigte seinen ehemaligen Verbündeten, den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen, hinter dem Putschversuch zu stehen, und ließ zahlreiche "Gülenisten" und Oppositionelle festnehmen. Unerbittlich geht er seither gegen alle Gegner vor. Auch Medien, Justiz, Armee und Polizei wurden umgebaut und auf Erdogan ausgerichtet. Seine Wiederwahl könnte nun bedeuten, dass der "Reis" seine Macht weiter zementiert.