Vorarlberg habe eine sehr hohe Lebensqualität, und in der Vergangenheit sei auch vieles richtig gemacht worden. Man müsse sich aber ständig weiterentwickeln, gerade auch als Wirtschaftsstandort. Für Unternehmen strebt Gamon eine Komplett-Digitalisierung an, für Arbeitnehmer "Zehn Prozent mehr netto vom brutto", eine Hauptforderung der Pinken. Die NEOS seien dabei keine "Partei für einfache Antworten", aber die Liberalen wollten die Problemlösungen angehen - "das verstehen viele", sagte die 35-Jährige.
Die NEOS stünden für Reformen in vielen Bereichen, ein zentrales Element im NEOS-Wahlkampf ist dabei die Bildung. "Wir hinken hinterher bei der Kinderbetreuung, bei der verschränkten Ganztagsschule oder auch bei den sogenannten Brennpunktschulen", befand Gamon. Schulen bräuchten viel mehr Eigenständigkeit, um sich entfalten zu können, wir sind dafür, "viele verschiedene Räume aufzumachen", wie es die 35-Jährige formulierte. Beim Thema der Gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen - die Vorarlberger ÖVP will zum wiederholten Mal einen Schulversuch starten, wie sie kürzlich publik machte - fehlt Gamon die Ernsthaftigkeit. "Wie oft stand die Gemeinsame Schule schon im Koalitionsübereinkommen?", fragte sie. Aber natürlich würden die NEOS einen entsprechenden Schulversuch unterstützen. Ähnlich beurteilte sie den Vorstoß der Grünen, die ebenfalls erneut die Idee einer Straßenbahn im Unteren Rheintal ansprachen. Entsprechende Überlegungen, die dann wieder verworfen wurden, kursieren in Vorarlberg bereits seit knapp 20 Jahren. Die Ringstraßenbahn steht auch im "Reformprogramm" (Wahlprogramm) der NEOS.
"Wir müssen Politik anders leben. Wenn man etwas will, muss man ins Tun kommen", betonte dazu Gamon. Die Bürger seien verärgert darüber, dass nichts weitergehe. Es sei nicht glaubwürdig, wenn man als Regierungspartei in letzter Minute noch mit vermeintlich neuen Themen daherkomme. Bei Infrastrukturprojekten spielten sich Schwarz und Grün den Ball gegenseitig sei, "passieren tut aber gar nichts", so die NEOS-Spitzenkandidatin. Dabei müsse man jetzt Entscheidungen für die nächsten 30 bis 40 Jahre treffen, etwa bezüglich eines starken Schienenausbaus, der dringend gebraucht werde. "Das ist teuer, aber notwendig", stellte sie fest.