Zwar hielt die ÖVP mit 38,3 Prozent (vorl. Ergebnis inkl. Briefwahlkartenprognose) weiter Platz eins. Der Abstand zum Zweitplatzierten (und damit zur FPÖ) fiel mit rund zehn Prozentpunkten aber geringer aus als je zuvor: Der bisher knappste Abstand zwischen Platz eins und zwei datiert aus dem Jahr 1999, als die Volkspartei 18,35 Prozentpunkte vor der FPÖ lag.
Auch bei der Wahl 2019 war der Abstand deutlich größer als am Sonntag: Damals landete die Volkspartei bei 43,53 Prozent. Die zweitplatzierten Grünen kamen 2019 mit nur 18,89 Prozent auf Rang zwei. Die vor fünf Jahren vom "Ibiza-Gate" geschüttelten Freiheitlichen erreichten 2019 nur 13,93 Prozent. Auch mussten sie ein sattes Minus von 9,49 Prozentpunkten hinnehmen.
Ob dem Wahlerfolg vom Sonntag auch die Rückkehr der Blauen in die Landesregierung folgen wird, wird sich erst weisen. Die Mandatsstärke der FPÖ bietet dafür jedenfalls gute Voraussetzungen: Mit künftig elf Mandaten (+6) käme sie gemeinsam mit der ÖVP (15 Mandate/-2) nun auf 26 Sitze und damit auf eine satte Mehrheit im Landtag. ÖVP und Grüne hingegen halten nur mehr bei einer hauchdünnen Mandatsmehrheit von 19 Sitzen im 36 Mandate starken Landtag. Das gute Abschneiden bei der Landtagswahl zeigt sich auch im Vergleich zum FPÖ-Landes-Ergebnis bei der Nationalratswahl am 29. September: Damals erreichten die Freiheitlichen im Ländle 27,13 Prozent.
Historisch gesehen war die FPÖ in Vorarlberg immer recht stark. So fielen die Freiheitlichen nie unter die Zehn-Prozent-Marke. Hervorgegangen ist die Vorarlberger FPÖ aus dem Wahlverband der Unabhängigen, der bei seinem ersten Antreten 1949 mit 22,06 Prozent gleich starke Präsenz zeigte. Ab 1959 kandidierte man als FPÖ - mit wechselndem Erfolg. 1969 gab es mit 20,96 Prozent ein Hoch, 1984 in der Ära von Bundesparteichef Norbert Steger wurde mit 10,49 Prozent das bisher schwächste Ergebnis erzielt. Damals fiel man sogar hinter die erstmals antretenden Grünen (13,00 Prozent) zurück.
Mit der Machtübernahme Jörg Haiders ging es auch mit der Vorarlberger Landesorganisation wieder stetig nach oben. Das Bestergebnis fuhr der spätere Vizekanzler Hubert Gorbach 1999 ein: Er holte 27,41 Prozent, womit die FPÖ entscheidend mithalf, die "Absolute" der ÖVP zu brechen. Danach folgte rund um das Delegierten-Treffen von Knittelfeld der Absturz der Freiheitlichen - nach der Nationalratswahl 2002 setzte sich das auch bei Landtagswahlen fort und auch in Vorarlberg musste die FPÖ Federn lassen: 2004 büßten die Blauen 14,47 Prozentpunkte ein und fielen auf 12,94 Prozent.