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Die "Technology Talks Austria" in Wien

Die Technologiegespräche, die seit dem Jahr 1983 im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach (EFA) durchgeführt wurden, finden heuer erstmals unter dem neuen Namen "Technology Talks Austria" im Museumsquartier Wien statt. Heute und morgen werden den mehr als 700 Teilnehmenden bei der nun vom Austrian Institute of Technology (AIT) in Zusammenarbeit mit Klimaministerium, Wissenschaftsministerium, Wirtschaftsministerium, Industriellenvereinigung und Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) organisierten Veranstaltung zahlreiche Vorträge, Diskussionen und Workshops geboten. "Wir wollen damit die Rolle von Forschung, Technologie und Innovation sichtbarer machen und stärken", erklärt Brigitte Bach, Sprecherin der Geschäftsführung des AIT. Leitthema ist die "Triple Transition" – die ökologische, digitale und menschengerechte Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft.
Dieser Liveblog ist eine entgeltliche Information des Austrian Institute of Technology (AIT). Die redaktionelle Letztverantwortung liegt bei APA-Science.
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Nach den „Technology Talks“ ist vor den „Technology Talks“

Auch 2025 heißt es von 11. bis 12. September wieder „Let’s talk technology!“.
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Schlussworte des AIT

Brigitte Bach und Andreas Kugi, AIT-Geschäftsführung, bedanken sich bei allen Beteiligten und sprechen die Schlussworte bei den neuen „Technology Talks Austria“ im Wiener Museumsquartier.
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Ich bin nicht böse, dass FTI-Politik im Wahlkampf nicht thematisiert worden ist. Bevor dilettiert wird, lassen wir es lieber.
Heinz Faßmann, ÖAW-Präsident
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Forschungsrat für KI- und Spionage-Fokus und mehr Informatik

Der Forschungsrat (FORWIT) pocht u.a. auf die Einrichtung eines "nationalen Kompetenzzentrums für Künstliche Intelligenz" (KI), einer "schlagkräftigen Behörde für Foreign Interference und hybride Bedrohungen" und eines "durchgehenden Pflichtfachs Informatik in der Schule". Diese am Freitag in Wien präsentierten Empfehlungen sind an die künftige Bundesregierung gerichtet. Das Beratungsgremium trägt sich damit an, "an ihrer Realisierung konzeptionell mitzuwirken".

In seinen im Rahmen der "Technology Talks Austria" im Wiener Museumsquartier vorgestellten "Empfehlungen für die FTI- und Wissenschaftspolitik einer Bundesregierung in der XXVIII. Legislaturperiode" listet der Rat für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung insgesamt zwölf "Handlungsfelder" auf, um die sich die Bundesregierung in den kommenden Jahren vorrangig kümmern sollte. Gerade ein kleines Land wie Österreich müsse sich angesichts des ständigen Wandels und Veränderungsdrucks von verschiedenen Seiten - wie neuen digitalen Entwicklungen, dem Gebot der "Transformation zur Nachhaltigkeit", der unübersichtlichen Sicherheitslage und dem teils schwindenden Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie - rasch anpassen können.
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So sei Österreichs Position im Europavergleich zwar "befriedigend, aber aus globaler Sicht zeigt sich ein dramatisches Bild. Wenn jetzt nicht mutige Verbesserungen angegangen werden, fallen Österreich und Europa zurück", wird FORWIT-Vorsitzender Thomas Henzinger in einer Aussendung zitiert. Fortgesetzte Investitionen in Forschung, Technologie und Innovation (FTI) seien notwendig, weshalb es bis zum Ende der kommenden Gesetzgebungsperiode "eine Forschungsquote von vier Prozent zu erreichen" gelte. Zum Vergleich: Laut Statistik Austria-Schätzung landet die Forschungsquote - der Anteil der F&E-Aufwendungen am nominellen Bruttoinlandsprodukt (BIP) - heuer bei 3,34 Prozent.

Anpassungen sollten schon im Schulbereich vorgenommen werden. So empfiehlt das vom Informatiker Henzinger geleitete Beratungsgremium der Bundesregierung "ein der Mathematik gleichgestelltes, durchgehendes Pflichtfach Informatik". Derzeit ist Informatik ein Teil des Pflichtfachs "Digitale Grundbildung", das in allen vier Jahren der AHS-Unterstufe und Mittelschule mit mindestens einer Wochenstunde auf dem Stundenplan steht. Anschließend kommt es auf die weitere Ausbildung an. An AHS-Oberstufen sind etwa für Informatik nur zwei Wochenstunden in der 5. Klasse vorgesehen, anschließend kann es als Wahlpflichtfach belegt werden. Im Hochschulbereich brauche es weitere Anstrengungen, wie den Ausbau von Stipendien, damit in Bachelor- und Master-Studien "die Regelstudiendauer der Normalfall" wird.
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Schmunzeln musste ich über die Forderung nach Informatik als verpflichtendes Schulfach über alle Schultypen hinweg.
Heinz Faßmann, Präsident der Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
Für den Forschungsrat ist KI "die transformative Technologie des Jahrzehnts". Daher brauche es "die Gründung eines mit technisch tiefgehender sowie breiter Expertise ausgestatteten nationalen Kompetenzzentrums für Künstliche Intelligenz". Im Bereich der Grünen Transformation pocht man auf "die zügige Einrichtung von modellhaften Zero-Emission-Transformationszonen", wo in Zusammenarbeit mit der Industrie "klimaverträgliche Technologien im Realmaßstab demonstriert" und rascher umgesetzt werden.
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Angesichts neuer Bedrohungen durch Cyberangriffe, Falschinformations-Kampagnen und Technologiespionage empfiehlt man den Aufbau einer "ausreichend dotierten" und "zentral angesiedelten" Behörde, "die in der Prävention, Ausforschung und Aufarbeitung von feindlichen Cyberaktivitäten aller Art schnelle und effektive Unterstützung bietet". Um wiederum dem "Gefahrenpotenzial durch mangelndes Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie" - vulgo Wissenschafts- und Demokratieskepsis - zu begegnen, brauche es einen Fokus auf wissenschaftspädagogische Themen in allen Lehrplänen. Angedacht ist auch, "in jedem Bundesland ein integriertes Wissenschafts- und Demokratielabor ("Future Lab") einzurichten, das allen Bürger:innen und Schulen offensteht". Weitere Gedanken macht sich der FORWIT über die Anwerbung qualifizierter Fachkräfte oder zur Weiterentwicklung des Forschungsstandortes.
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Forschung ist die Voraussetzung, dass es Produktion, Wertschöpfung, Arbeit und Wohlstand gibt. Das müssen wir stärker vermitteln. 
Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung
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Wir müssen mehr Technikbegeisterung wecken. Wir kämpfen jedes Jahr um eine ausreichende Zahl an Technik-Interessierten. 
Horst Bischof, Rektor der TU Graz
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Mannigfaltige Herausforderungen

Thomas Henzinger, Vorsitzender des Rats für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung (FORWIT), sieht Handlungsbedarf wegen neuer Herausforderungen bei digitalen Technologien, der Transformation zur Nachhaltigkeit, der Bedrohung von außen und dem mangelnden Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie.
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Forschung, Technologie und Innovation sind Garanten, um im Wettbewerb bestehen zu können. Da geht es um Wohlstand und Sicherheit.
Thomas Henzinger
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Forschungsrat appelliert an künftige Bundesregierung

Wünsche und Empfehlungen haben in Wahlkampfzeiten Hochkonjunktur: In welchen Bereichen sich die heimische Forschungspolitik künftig ändern soll, erklären Vertreterinnen und Vertreter von Wissenschaft, Bildung, Fördereinrichtungen und Industrie.
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Österreich hat sich fantastisch entwickelt. Dadurch entstehen aber auch ganz neue Anforderungen.
Sylvia Schwaag Serger, schwedische Innovationsexpertin und stellvertretende FORWIT-Vorsitzende
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Eine verdiente kurze Pause

Nach Kaffee und Kuchen widmet sich das Podium in Kürze der heimischen FTI-Politik.
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Europäische Wettbewerbsfähigkeit unter Druck

„Wir müssen unsere Investitionen in Forschung und Innovation erhöhen“, befindet Anna Panagopoulou, Director for ERA & Innovation, DG Research and Innovation, bei der Europäischen Kommission. Das würden auch Berichte zeigen, die die industrielle Wettbewerbsfähigkeit unter Druck sehen.

Notwendig seien eine bessere Verknüpfung zwischen Grundlagenforschung und Innovation, mehr privates Risikokapital und ein besseres Start-up-Ökosystem, so Panagopoulou, die auch darauf verweist, dass die europäische Forschungspolitik nicht in Brüssel im stillen Kämmerlein entwickelt wird, sondern zusammen mit den Mitgliedsländern und verschiedenen Stakeholdern.
Beim aktuellen europäischen Forschungsprogramm "Horizon Europe" sei Österreich sehr erfolgreich. Es müssten aber auch die einzelnen Länder ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung erhöhen. Außerdem gelte es, die Zusammenarbeit von Universitäten, Forschungseinrichtungen und der Industrie zu verbessern.
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Es sei Zeit für eine Fokussierung auf funktionierte Förderinstrumente, so Susana Borras, Professorin an der Copenhagen School of Business. Es brauche mehr Exzellenz, viele Projekte müssten aber auch massiv hochskaliert werden und dürften nicht im Prototypen-Status verbleiben. Sie sieht zudem die Balance zwischen Sicherheit und Innovation in Europa etwas verschoben.

Es gibt durch unser Forschungs- und Industriestärke viele Möglichkeiten für Europa, zeigt sich Antti Vasara, Präsident der finnischen Forschungseinrichtungen VTT, optimistisch. Er verweist auf viele fantastische Start-ups. Allerdings müssten mehr Anstrengungen unternommen werden,  radikale Innovationen in die Unternehmen zu bekommen.
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„Vergesst die Industrie nicht“, fordert Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, CEO des oberösterreichischen Technologiekonzerns Fronius. In Europa gebe es Anzeichen für eine De-Industrialisierung, wodurch neben der Produktion auch die Nähe zum Kunden verloren gehe – „und letztlich die Kompetenz für Innovation“. Sie kritisiert außerdem die zunehmende Bürokratie und Regulierung.
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Die Rolle des Menschen im Blick

Technologien müssen mit Blick auf den Menschen geplant werden, um den Wandel sozial gerecht zu gestalten. Welche Lösungsansätze es hier gibt, haben zum Auftakt Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Entwicklung und Industrie skizziert.

Die Bedeutung der Mensch-Maschine-Interaktion darf im Technologiewandel nicht unterschätzt werden, erklärt Elizabeth Churchill, die bei Google für die Mensch-Maschine-Interaktion zuständig war und nun Professorin an der Mohamed bin Zayed University of Artificial Intelligence (MBZUAI) in Abu Dhabi ist.
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Berücksichtigt werden müssten auch kulturelle Unterschiede und Veränderungen. Anrufbeantworter seien anfangs abgelehnt 
worden, weil es als unhöflich galt, nicht abzuheben. Jetzt sei es unhöflich, das Handy bei Veranstaltungen eingeschaltet zu lassen. „Die Normen ändern sich, die Zusammenarbeit verändert sich“, so Churchill. Im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz (KI) müsse hinterfragt werden, was man delegieren und über was man die Kontrolle behalten will: „KI verunsichert, weil wir nicht wissen, was sich genau verändert.“

Im Mittelpunkt steht die Frage, was die Menschen brauchen und nicht, welche Technologie wir entwickeln können, ergänzt Boris de Ruyter, Principal Scientist bei Philips Research. Man habe begonnen, an Anwendungen zu arbeiten, für die die Technologie noch nicht vorhanden sei. Experience Labs und Feldstudien hätten für viel Einblick gesorgt. „Es hat sich viel verändert auch in unserer Unternehmenskultur“, so der Experte.
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Es gebe viele, die mit dem technologischen Wandel gut umgehen können, stellt Natascha Kantauer-Gansch, Chief Customer Officer Consumer bei A1, fest. Ältere müssten aber geschult und unterstützt werden, um die digitale Welt nutzen zu können: „Es gilt, niemanden zurückzulassen.“ So habe man beispielsweise einen digitalen Campus für unterschiedliche Zielgruppen gestartet.

Es gebe viele positive, aber auch negative Entwicklungen, befindet Markus Scholz, Professor of Business Management an der TU Dresden. „Manche Apps sind designed, um uns abhängig zu machen. Außerdem sind wir inzwischen eine Kolonie von Amerika, was viele Bereiche, etwa KI und Daten betrifft, das ist enttäuschend. Wir können mit den Branchengrößen nicht mehr mithalten. Es herrscht großer Handlungsbedarf“, befindet Scholz.
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Diskussion über "Human Centered Transformation"

Mit der Eröffnung durch Barbara Weitgruber vom Bildungsministerium beginnt die Diskussion über den dritten Teil der "Triple Transition", die "Human Centered Transformation". Die Expertin strich die Bedeutung des Vertrauens in die Wissenschaft, in demokratische Prozesse und die Notwendigkeit, alle mitzunehmen, hervor. Denn: „Nicht alle finden die Veränderung gut.“
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